Mai 112013
 

Street-Hawkers – das sind die kleinen mobilen Garküchen, die auf der Strasse Selbstgemachtes anbieten. In dunklen Ecken und Gängen der Stadt wird nachts geschmurgelt, was das Zeug hält.

Vor 20 Jahren gab es in Hong Kong eine gross angelegte Initiative, diese fixen Strassenküchen zu verbieten – aus Hygienegründen. Die Initiative war schwer durchzusetzen, weil die pfiffigen Köche sich genau das Zielpublikum um das Kneipenviertel Lang Kwai Fong herausgesucht hatten, da war Hygiene nicht das entscheidende Kriterium der nächtlichen Kunden. Heiss musste es ein und fettig …

Das duerfte auch das letzte Mal gewesen sein, als dieser Hawker seine mobile Vorrichtung das letzte mal gereinigt hat. Er kocht augenscheinlich getreu dem Grundsatz, dass das Kochgeschirr um den guten Geschmack zu bewahren, möglichst selten gewaschen werden sollte.

Dennoch, hier ist zu jeder nachschlafenden Zeit was los, um diese Küchen herum:

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Apr 262013
 

Hier in der kleinen Strassenküche sitz ich recht gern zum Frühstück und gucke mir das Treiben auf der Strasse an. Die Baozi (kleine, mit Fleisch gefüllte Dampfnudeln) sind ziemlich gut, dazu Maultaschensuppe und Chili. Hier kommt grad mein Essen:

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Und gleich dahinter kommt die mobile Werbe-Einsatztruppe der lokalen Nachbarschaftsbeihilfe. Die Mädels verdienen sich ein bisschen Geld, indem sie sich zu Werbezwecken engagieren lassen. Sie kommen dann ganz proper in rot angetan, mit Pauken und Trommeln und machen viel Wind. Hier hatte wohl das nebenan liegende Restaurant ein wenig die Werbetrommeln für sich sprechen lassen. Die Grazien kamen mit einem Höllenzauber vorbei, was jedes Gespräch für die nächste Zeit vollkommen unmöglich machte.

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Apr 202013
 

Gestern kam mein Nachbar zu mir – er wollte da in der Stadt einen Kerl suchen, von dem erzählt wird, dass er aus seiner Wohnung heraus belgisches Bier verkauft. Ich war nicht schwer zu überzeugen, weil ich von dem lokalen Bier nicht sonderlich begeistert bin – und die Beschreibung meines Nachbarn klang auch einfach zu gut.

Auf dem Weg in die Stadt stärkten wir uns zuerst einmal mit einer Portion Sichuan Kartoffelbrei. Mit dieser Grundlage im Bauch, so dachten wir, überstehen wir auch eventuelle Bierfälschungen, falls der Tipp sich als windig erweisen sollte. Es gibt hier nichts, was es nicht gibt. Wir waren auf Alles gefasst.

Wir sind einer vagen Beschreibung folgend in der Fußgängerzone zu einem Gebäudekomplex gekommen, mit Kino unten drin und Einkaufszentrum in der ersten 8 Geschossen. Darüber 30 Geschosse Wohnungen. Da irgendwo soll es sein. An das Stockwerk oder auch nur den Gebäudeflügel konnte sich mein englischer Nachbar nicht erinnern, aber das goldene Versprechen nach einem Getränk, dass die Bezeichnung Bier verdient beflügelte uns. Diese Häuser hier sind gewaltig. Grosse tiefe Dinger, mit kleinen dunklen Aufzügen und einer unglaublichen Anzahl von kleinen Unternehmen überall drin. Mein Nachbar schlug vor, wir fangen oben an, und arbeiten uns dann runter. Im 23. Stock kamen wir an Friseursalons vorbei. Import-Export Firmen im 21. Wäschereien, und eine unglaubliche Vielzahl von undefinierbaren Angelegenheiten – Strassengarküchen in ehemaligen Wohnungen, mit offenem Herd und angeschlossenem Gemüsemarkt. Durch dunkle enge Korridorre entlang, suchten wir, von erfolglosen Telefonaten meines Nachbarn unterbrochen. Wir steckten unsre Köpfe in verschiedenste Türen, die Leute waren sehr hilfsbereit, man fragte herum, telefonierte fuer uns. Jeden schien es eine Herzensangelegenheit zu sein, diese 2 versprengten Ausländer zum lebensspendenden Quell zu führen. Irgendwann plötzlich kamen wir an etwas vorbei, was wie eine Parkanlage aussah, eine Art Hochplateau mit Bäumen und Büschen. Und irgendwann, unsere Suche dauerte über eine Stunde, war aber immer noch vollkommen ungetrübt, da fanden wir unser Ziel. Tatsächlich, da hat einer in einer der Wohnungen die Wände bis oben hin mit belgischem Bier vollgestellt. Vorne eine Kasse, hinten ein Sofa. Dazwischen ein kaputter Kühlschrank, was den Traum nach einem kühlen Bier zunichte machte, uns aber in diesem Augenblick nicht mehr gross kümmerte. Jeder 2 Bierchen, was bei den belgischen Sorten etwa der gleichen Menge Wein entspricht (8 bis 11 prozentiges Bier). Dann die nächste blendende Idee des Nachbarn, dass wir uns aufmachen im Nachbarhochhaus ein japanisches Restaurant aufzusuchen, von dem er wenigstens so etwa wusste, dass es im 16. oder 15. Stock liegt.

Dort, ebenfalls in einer ehemaligen Wohnung, hat ein chinesischer Chef ein japanisches Restaurant aufgemacht, mit allem PiPaPo, und Spottbillig. Wir waren wohl die letzten Gäste, weil wir von der freundlichen Bedienung haufenweise kleine Gerichte „auf’s Haus“ angeboten bekommen hatten. Wir haben wohl die Reste verkostet bekommen. Nicht schlecht, nachdem wir gerade vom Belgier kamen.

Alles in Allem – der Abend war eine runde Sache!

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Apr 022013
 

Eine der chinesischen Minoritäten kommt soweit aus dem Westen von China, dass sie es näher nach Istanbul haben, als nach Peking. Die sehen uns Mitteleuropäern ähnlicher, als den Han-Chinesen. Ein türkischer Freund sagte mal, dass er die Burschen halbwegs versteht, wenn sie ihre eigene Sprache sprechen – China ist gross.

Hier sitze ich also bei den Jungs in diesem ausgezeichneten muslimischen kleinen Strassenrestaurant, und geniesse die sebstgemachten Nudeln. Die Kollegen aus dem Westen von China haben eine ziemlich gute Küche: Rind- und Lammfleisch, Gemüse und eben selbstgemachte Nudeln. Das können sie… Hier sieht man den Spezialist, wie er aus einem festen Stück Teig mit einem Hobel kleine Schnitzer in den Suppentopf raspelt. Nicht ganz unsre schwäbische Methode, aber trotzdem ziemlich ähnlich. Obendrein macht der Mann auch noch diese handgezogenen frischen Nudeln. In verschiedenen Variationen, dünne Runde, oder flache Breite:

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Mrz 272013
 

Die Farben und das Getümmel dieser Szene liessen sich so gar nicht leicht darstellen – um das Treiben so zu zeigen, wie ich es gesehen habe, musste ich kräftig an den Reglern meiner Bildbearbeitungssoftware drehen. Die Stimmung in China ist of gleichzeitig sehr unwirklich und ganz normal. Überall hat’s Menschen, die ganz normale Dinge tun, so wie essen und trinken, aber gleichzeitig erscheinen die Schauplätze unwirklich. Vor Allem, wenn ich so zum Vergleich aus meiner Bleibe in München auf die brave Dreimühlenstrasse gucke.

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Feb 282013
 

Es gibt Dinge im Leben, die erstaunen mich. Die zeigen mir, dass es entgegen aller bequemen Vernunft doch noch Anarchisten gibt, die an unseren Gewohnheiten rütteln und somit Andere zum Nachdenken zwingen. Anders kann ich mir dies nicht erklären:

Ich hab gestern eine Packung Kekse gekauft. Die sind höchst ordentlich in einer Plastikdose gestapelt. Zuhause, beim Versuch einen der Kekse rauszukriegen, stelle ich fest, dass die Öffnung des Behälters kleiner ist, als der Keks. Das kann kein Zufall sein, dahinter steckt geplante Absicht! Ich finde solche Dinge beachtenswert.

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Feb 232013
 

Diesmal ohne Photo – aber vielleicht ergibt sich die Gelegenheit. Oder andersrum, hoffentlich nicht:
Heut haett ich Lust auf ein bestimmtes Restaurant. Bei unsrem letzten Besuch dort aber, da krabbelte eine offensichtlich ebenso wie wir ueberraschte Kakerlake unter der Suppenschuessel hervor, die der Wirt gerade auf den Tisch stellte. Bevor einer von uns reagieren konnte, verschwand das arme Ding unter der Tischkante. Wir taten das, was man als beherzter Gast in solch Situationen tut: weiteressen.

Feb 202013
 

Beim Fruehstueck: ich bestellte eine Lage Teigtaschen – Yi long Baozi, die dann auch zuegig ankamen – leider kamen Kalte, wie ich der Bedienung dann sagte. Die fackelte nich‘ lang rum, legte ihre Rückhand auf mein Essen und sagte: Stimmt.

Und brachte die Baozi wieder fuer ein paar Minuten auf den Dampf.

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