Okt 062012
 

Eins kommt zum Andren: ohne Frühstück im Bauch werd ich manchmal ganz unleidig. Aber um Frühstück in den Bauch zu bekommen, treibt es mich gern in eines der kleinen Strassenlokale, wo es diese “Baozi” gibt, gedämpfte, dampfnudelartige Teigdinger mit Fleisch gefüllt. Aber bis sich die beruhigende Wirkung der ersten Lage Baozi einstellt geniesse ich einen ungetrübten, morgenklaren Blick auf meine Umgebung im Lokal: da ich mittlerweile als altbekannter Kunde gelte, ist mein Sonderstatus als exotischer Ausländer verpufft. Die eine Bedienung sitzt bei mir auf der Bank, vorne am Eingang, während sie sich mit dem Koch hinten in der Küche nur durch herzhaftes Gebrüll über den Strassenlärm hinweg verständlich machen kann. Ich habe bereits ganz zu Anfang aufgegeben, hier Telefonanrufe entgegen zu nehmen. Wäherenddessen pokelt sie sich ungerührt mit einem kleinen Spatel den sie am Schlüsselbund hat, im Ohr rum, und untersucht das Gefundene eingehend. Derweil kommt mein Essen.

Die Kollegin vorn am Tresen ist sich ihrer Verantwortung als Angestellte in einem Lokal sehr wohl bewusst, und rotzt wenigstens auf die Strasse. Von ihrer strategisch hervorragenden Stellung von hinter der Auslage ohne weiteres zu bewerkstelligen, machen sich die wenigsten der anderen Gäste die Mühe dazu extra aufzustehen. Die zweite Lage Teigtaschen wird angeliefert, ich fange an das Geschehen mit der notwendigen Gelassenheit zu betrachten. Der neue Tag kann beginnen.