Dez 202009
 

solange ich noch hier bin, berichte ich, was bei mir vor der Haustuere passiert. Und das ist viel. Aufmerksame Leser haben sich ja mittlerweile zusammengereimt, dass ich irgendwo in der Stadtmitte von Peking wohne. In Fussweite zum Sanlitun-Kneipenviertel, direkt am Arbeiterstadion. Das hat natuerlich so seine Vorteile, wenn man Samstagabends mal auf einen Tanztee, oder ein Stueck Kuchen wegwill… oder seinen Weg von der Bar nach Hause finden moechte. Es hat aber auch so seine Nachteile, weil die hier bauen wie bloed. An jeder Ecke entsteht ein neuer Luxus-VIP-Super-Extra-Wohn-und-Shopping-Komplex. Die neueste Mode sind jetz sogenannte Serviced-Appartments. Den Leuten muss ja staendig was neues einfallen, beim Haeuslebauen, weil das belebt das Gechaeft. Also bauen sie jetzt diese Appartment-Blocks mit einem hotelaehnlichen Service. Man kauft sich seine Wohnung, und bekommt Hotelservice… Das schlaegt sich natuerlich im Kaufpreis nieder, bewahrt einen aber andrerseits natuerlich nicht, von den ueblichen Servicegebuehren, die trotzdem abgerechnet werden. Gestern habe ich mir eine der Huetten in der Nachbarschaft angeguckt – und gestaunt. Wenn man in China eine Wohnung kauft, dann kauft man eine wohlformulierte Bruttowohnflaeche. Und bewohnt hinterher eine uebersichtliche Nettowohnflaeche. Die Differenz wird als „Servicegebuehr“ also im Kaufpreis direkt abgezogen. Wenn ich hier eine Wohnung kaufe sieht es in der Regel also so aus:
Die Brutto-Quadratmeterzahl des Objektes beinhaltet die Waende und Anteile der oeffentlichen Einrichtungen. Ein bestimmer Prozentanteil wird abgezogen, das ergibt dann die echte Wohnflaeche. Ich rechne da so immer um die 75% von Brutto nach Netto… Ich bin da aber zu naiv. Gestern zeigten sie mir Wohnungen im neuen Komplex hier an der Strasse. Sie fuehrten mich in eine Wohnung von 145 Quadratmeter, und ich sehe ein Wohnzimmer, und ein Schlafzimmer, und ein Kabuff ohne Fenster – die Huette war so eng, dass ich rueckwaerts wieder rausmusste, die normale Schlauchkueche und einen kompakten Esstisch an der Haustuer. Deren Verhaeltnis von Brutto zu Netto betraegt hier sage und schreibe 67 %. Wenn ich 145 qm kaufe, und bezahle, dann bekomme ich hinterher nur 67% davon zum Wohnen. Das sind 97.15 qm! Und der Bruttoquadratmeter kostet etwa 4000 Euro. Das ist doppelt so viel wie der Nettoquadratmeter in Berlin. Dieser Preis, und die fragwuerdige Bauqualitaet haelt die Kunden aber nicht vom Kaufen ab. Ganz im Gegenteil, die kaufen was geht.
Hier, die Sache die ich mir gestern besucht hatte, sieht ziemlich gewaltig aus:

5th-avenue-inside

Und weil sich hier alles ganz prima verkaufen laesst, wird auch gebaut, dass einem schwindlig wird. Der neueste Streich von SOHO-China wird wohl das Galaxy-SOHO, oder so. Entworfen anscheindend von Frau Hadid, weil die kann solche Dinger entwerfen.

siehe Bild bei forgemind.net

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